Plakat zum Rathgeber-Konzert am 10.02.2013 um 11 Uhr in Schloss Nymphenburg, MünchenAm 10. Februar 2013 führt Martin Zöbeley, Musikwissenschaftler, Chorleiter und mit vielen Fähigkeiten begabter Musiker mit der Gruppe für Alte Musik München ein Konzert unter dem Titel

 TAFEL - CONFECT

im Johannissaal des Schlosses Nymphenburg in München als Matinee um 11 Uhr auf. Das Programm wird ausschließlich mit Werken von Johann Valentin Rathgeber bestritten.

Karten sind zu € 18,- (ermäßigt € 15,-) ab 10 Uhr an der Konzertkasse erhältlich; Vorbestellungen unter Tel. 089 2608996 oder Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

Weitere Informationen finden Sie auch auf der Homepage des Veranstalters: http://www.vokal-ensemble-muenchen.de

Zur barocken Lebensart gehört das Fest, das Essen, Trinken und Musizieren in geselliger Runde. Das war im 18. Jahrhundert kein Privileg des Adels mehr – auch in Bürgerhäusern wurde gefeiert, gegessen, getrunken – und musiziert.

Die „Musique du table", die großangelegte Tafelmusik von Georg Philipp Telemann, markiert diesen Wandel in der Instrumentalmusik – und gleichzeitig die für Deutschland typische Verschmelzung italienischer und französischer Traditionen. Erschienen ist sie im Jahr 1733. Der Verkaufserfolg zeigt, wie sehr Telemann seinen künstlerischen Elan mit den Interessen eines wachsenden (Haus-)Musikmarktes in Einklang bringen konnte.

Im selben Jahr erschien anonym auch eine erste „Tracht“ des sog. „Tafel-Confects“. Dabei bedeutet Tafel-Confect, dass die Sammlung gleichsam zum Nachtisch gedacht ist, also nicht die große mehrsätzige Kammermusik umfasst, sondern kleinere Gattungen musikalischer Unterhaltung auftischt – hier vor allem Lieder und Ensembles. Das Wort „Tracht“ bezeichnet die Menge, die einer allein zum Essen auftragen konnte. Weitere Trachten folgten 1737 und 1746 – sie zeigen den großen Bedarf an derartiger Unterhaltungsmusik.

Ohrenvergnügend

Dabei ist nicht unbedingt alles leicht verdaulich, was da an scherzhaften, curieusen, parodistischen oder moralischen Texten serviert wird. Aber es zeigt, wie feinsinnig deutscher Humor auch sein kann, zumal wenn er geschmackvoll, mit Eleganz und frischem, teilweise ironischem Schwung vertont – und serviert – wird. Mal wird das Studentenleben oder der Musikunterricht parodiert, mal werden verschiedene gesellschaftliche Gruppen aufs Korn genommen. Die Musik nimmt Bezug auf bekannte Liedmelodien; manchmal ist sie szenisch gedacht, oder sie realisiert kleine singspielhafte Szenen.

Gemüthergötzend

So werden etwa in einem Dialog die Vorteile des Tabak-Rauchens und die des -Schnupfens gegenüber gestellt. Auf die Weise erfährt der geneigte Hörer, dass Rauchen nicht nur gesund ist, sondern auch „große Krafft und Stärcke ertheilet“. In einem Dialog über die gute und böse Ehe kommen zwei sehr unterschiedliche Frauen-Positionen zu Wort; bei einem „Politico“ werden dessen Eigenschaften diskutiert; - all das ist unvermindert aktuell.

Bleibt nur die Frage nach dem Verfasser. Da die Sammlung anonym gedruckt ist, war der Komponist ebenso wie der Textdichter lange Zeit unbekannt. Heute weiß man: hinter beiden steht vor allem der Benediktinerpater Valentin Rathgeber, um dessen Lebenslauf sich manche Legenden ranken. Anscheinend war er von seinem Kloster Banz unerlaubt abgereist, um eines Tages – reumütig oder nicht – wieder zurückzukehren.

Für einen Pater war die Nennung seines Namens nicht unproblematisch – und doch wäre sie ein Verkaufsargument gewesen, zählte er in Süddeutschland doch zu den bekanntesten Komponisten seiner Zeit.

(M. Zöbeley)

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