Vortrag der Valentin-Rathgeber-Gesellschaft e.V. in Polen

Besuch im Musikwissenschaftlichen Institut Krakau

Besuch im Musikwissenschaftlichen Institut KrakauDer bedeutende Rhöner Komponist Valentin Rathgeber, der am 3. April 1682 in Oberelsbach geboren wurde, ist im Nachbarland Polen noch nahezu unbekannt. Der polnische Musikwissenschaftler Marcin Konik von der Universität Krakau fand bei seinen Recherchen in Klosterarchiven Polens und der Slowakei eine solche Menge an Handschriften mit Werken Rathgebers, dass er sich über die frühere Bedeutung dieses in seinem Heimatland bislang unbekannten Komponisten wunderte. Auch in der ihm erhältlichen Fachliteratur fand er fast keine Informationen. Erst durch seine Internetrecherchen konnte er einen Kontakt zur Rathgeber-Gesellschaft in Oberelsbach herstellen. Auf seine Initiative hin entwickelte sich in der Folge ein reger Gedankenaustausch. Vor allem einige Handschriften, die sich nur schwer zuordnen ließen, konnten mit den Drucken identifiziert werden.

Freude über die gute ZusammenarbeitAus der gemeinsamen Arbeit entstand die Idee, am musikwissenschaftlichen Institut der Universität Krakau einen Gastvortrag über Rathgeber anzubieten, der die neuesten Erkenntnisse, aber auch den bisherigen Forschungsstand zu Rathgeber der geneigten polnischen Fachwelt vorstellt. Zu diesem Zweck begab sich der Präsident Dr. Erasmus Gaß zusammen mit seinem Bruder Berthold Gaß ins 850 km entfernte Krakau, um dort am 19.10.2005 eine englischsprachige, knapp 1 ½ stündige Vorlesung zu halten, die mit einer umfangreichen Powerpoint-Präsentation und zahlreichen Musikbeispielen Leben und Werk des Rhöner Komponisten dokumentiert hat. Die Vorlesung fand so große Zustimmung, dass der Vorlesungssaal kaum die Zuhörerschaft fassen konnte. Die Brüder Gaß nutzten nach der Vorlesung auch die Chance, die besten Grüße des Landrates Thomas Habermann und der Ersten Bürgermeisterin von Oberelsbach Birgit Erb zu überbringen und diese durch ein Erinnerungsgeschenk zu vertiefen. Gerade in diesem Jahr, das die deutsch-polnische Freundschaft besonders betont, war diese Veranstaltung auch ein Zeichen der Zusammenarbeit auf dem kulturellen Sektor.

 

Austausch von GeschenkenDie Reise der Rathgeber-Gesellschaft diente aber auch einem besonderen Forschungsinteresse. Rathgeber ist bei seiner Reise in den Jahren 1736-1738 nahezu von der Bildfläche verschwunden. Da er sich nach den Quellen offensichtlich von Ungarn nach Norden aufgemacht hat, wäre ein Besuch Rathgebers in den Ländern Slowakei und Polen durchaus denkbar, auch wenn es hierfür noch keinen Hinweis gibt. Insofern wurden auch Kontakte zu Klöstern (z. B. das Benediktinerkloster von Tyniec) geknüpft, um in den Archiven nach Hinweisen zu suchen. Da viele Archivalien im 19. Jahrhundert zur Zeit der Besetzung Polens durch Österreich, Russland und Preußen in vielen Klöstern zerstört worden sind, ist es leider besonders schwierig, Hinweise zur weiteren Erhellung des Problems zu finden. Die guten Kontakte der Gesellschaft nach Polen und die Sensibilisierung der dortigen musikwissenschaftlichen Fachwelt auf Rathgeber könnten aber dazu beitragen, dass ein ansonsten unbeachteter Eintrag zu Rathgeber in den Archivalien der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden kann. Noch ist die Rathgeber-Forschung im Nachbarland im Anfang begriffen. Es bleibt zu hoffen, dass in der Zukunft diese kulturelle Zusammenarbeit weitere Früchte bringt.

 

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