Weihbischof Helmut Bauer gratuliert dem JubilarAm 11. Oktober 2008 ehrte im Oberelsbacher Valentin-Rathgeber-Haus die Valentin-Rathgeber-Gesellschaft ihr Ehrenmitglied Prof. Dr. Franz Krautwurst anlässlich seines 85. Geburtstages für sein Lebenswerk. Krautwurst gilt weithin als ausgewiesener Kenner der regionalen Musikgeschichtsforschung und hat sich in zahlreichen Beiträgen um das Leben und Werk Valentin Rathgebers verdient gemacht. Von ihm stammen zahlreiche wegweisende Artikel, die die Erforschung der Lebensgeschichte Rathgebers nachhaltig bereichert haben. Bis in die jüngste Vergangenheit äußert er sich auf sehr profunde Weise zum Thema Valentin Rathgeber, wie seine jüngst erschienene Miszelle „Valentin Rathgeber in St. Gallen (1731)" belegt. Die Rathgeber-Forschung verdankt dem unermüdlichen Eifer des Jubilars immer wieder neue interessante Impulse. Man darf gespannt sein, welche Quellen er noch erschließen wird. 

   

 Nach der Begrüßung und Ansprache durch die 3. Bürgermeisterin Ehrentraud Mai folgte der Festvortrag des Präsidenten Dr. Erasmus Gaß mit dem erwartungsvollen Titel „‚Ein Kuhe gehört im Stall, und ein Mönch in sein Closter' - Klosterflucht im 18. Jahrhundert". Gaß wählte dieses Thema anlässlich des 270. Jahrestages der Rückkehr Rathgebers in den Konvent von Banz im Herbst des Jahres 1738. In seinem Vortrag verwies Gaß auf zahlreiche Beispiele von mainfränkischen Mönchen die ihr Kloster aus den unterschiedlichsten Gründen verlassen haben. Einige flüchteten aufgrund von Liebschaften, Auseinandersetzungen im Konvent, eigener Unbeständigkeit oder Glaubensproblemen. Der „Fleischesteufel" war oft an einer übereilten Flucht schuld. Wenn die Flüchtlinge dann noch das protestantische Ausland erreichten, zum Protestantismus konvertierten und heirateten, war eine Rückführung ins Kloster nicht mehr möglich. Für den Fall, dass sie auf der Flucht gestellt wurden, drohte nicht selten Kerkerhaft, die sich gar über mehrere Jahre hinziehen konnte. Nur zweimal sind Mönche zum Studium nach Sachsen geflohen, bald darauf aber wieder zurückgekehrt. Der Bildungshunger war offenbar nicht die eigentliche Triebfeder für die Flucht, was ebenfalls für Rathgeber gilt, der zudem mit einem offiziellen Schreiben seines Abtes unterwegs war.

Nach diesem Vortrag folgte die Laudatio auf den Jubilar Prof. Franz Krautwurst durch Hermann Ullrich, Professor in Schwäbisch Gmünd. Ullrich spannte einen interessanten Bogen von der Kindheit des Jubilars bis zur Gegenwart und erwähnte zahlreiche bislang unbekannte Details, die den musikalischen Lebensweg des Jubilars besonders nachzeichnen. Schon in seiner frühen Kindheit hat Krautwurst seine Liebe zur Musik entdeckt. Durch seine akademischen Lehrer ist er immer wieder auf die Bedeutung gerade auch der Kleinmeister aufmerksam geworden, die er in seinen Untersuchungen ausführlich beschrieben hat. Auch zu Leben und Werk des Oberelsbacher Klosterkomponisten Valentin Rathgeber hat er zahlreiche Untersuchungen veröffentlicht, die für die weitere Forschung wichtig waren. Er gilt zu Recht als der Nestor der Rathgeber-Forschung.

FestgästeNach der profunden Laudatio folgte die feierliche Übergabe der Festschrift. Auf eine Anregung des Laudators hin hat die Valentin-Rathgeber-Gesellschaft Oberelsbach alle Beiträge des letztjährigen Symposiums sowie weitere Artikel und alle Festpredigten des Jubiläumsjahres in einem Band zusammengefasst und diesen Symposiumsband dem Jubilar als Festgabe zum 85. Geburtstag verehrt, um ihn für sein Lebenswerk besonders auszuzeichnen. Der über 300 Seiten starke Band „I. Internationales Rathgeber-Symposium - Rathgeber im Kontext" kann bei der Valentin-Rathgeber-Gesellschaft für nur 19,50 € erworben werden. Er ist eine wichtige Informationsquelle und nimmt vor allem den Kontext und die Wirkungsgeschichte Rathgebers besonders in den Blick.

Als Gratulanten sprachen zahlreiche Würdenträger aus Kirche, Politik und Gesellschaft ihre Grußworte. Herr Weihbischof Helmut Bauer ließ es sich trotz vieler anderer Verpflichtungen nicht nehmen, zumindest zum Festakt zu kommen und die herzlichsten Grüße der Diözesanleitung auszusprechen. Vor allem das Geistliche Liedschaffen des Jubilars soll auch bei der Revision der Gesangbücher eventuell beachtet werden. Daneben gratulierten dem Jubilar im Namen des Bezirkstagspräsidenten Erwin Dotzel Bezirksrat Adolf Büttner sowie der stellvertretende Landrat Helmut Will. Für die Bayerische Musikakademie Hammelburg sprach Kuno Holzheimer ein Grußwort, der auch darauf verwies, dass es an der Musikakademie einen Valentin-Rathgeber-Raum gibt. Der Vorsitzende des Sängerkreises Schweinfurt im Fränkischen Sängerbund e.V. Paul Kolb, ein gebürtiger Oberelsbacher, schloss den Reigen der Gratulanten. Der Jubilar war sichtlich gerührt über die vielen Glück- und Segenswünsche und dankte allen von Herzen. Danach folgte eine Besichtigung des Rathgeber-Zimmers. Außerdem bot sich die Möglichkeit zu einem persönlichen Gespräch mit dem Jubilar. Der Tenor Charles Jurgensmeier, Professor für Musikgeschichte und Chorleitung in Chicago, umrahmte zusammen mit Berthold und Erasmus Gaß den Festakt musikalisch und sang die beiden Arien „Ubi Jesu" und „Ad mensam" aus Rathgebers Opus X.

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