„Rauchtabak ist mein Vergnügen"
Schall und Rauch im Keller des Valentin-Rathgeber-Hauses

Interpreten des Konzerts Schall und RauchSchall und Rauch gehören seit langer Zeit eng zusammen. Sie sind fester Bestandteil der abendländischen Kulturgeschichte. Mit dem Konzert „Schall und Rauch" der Valentin-Rathgeber-Gesellschaft Oberelsbach e. V. wurde auf diese beiden Koordinaten des geselligen Beisammenseins besonders hingewiesen. Der Keller des Ersten Deutschen Tabakpfeifenmuseums, des Geburtshauses des bedeutenden mainfränkischen Komponisten Johann Valentin Rathgeber (1682-1750), war der geeignete Raum, Schall und Rauch gerade hier zu verbinden. Bei der Auswahl der Stücke wurde besonders darauf geachtet, dass Kompositionen aus der fränkischen Heimat ins Programm aufgenommen wurden. Die Musikstücke sind allesamt im 18. Jahrhundert entstanden.

Mit der „Zigeunerpfeife" des tschechischen Komponisten Josef Vorel wurde das Konzert durch Dr. Erasmus Gaß am Klavier eröffnet. Musikalisch standen ihm zur Seite die Sopranistin Frau Mechthild Münch, ihr Mann Dr. Eberhard Münch und sein Bruder Berthold Gaß am Klavier. Zur Einstimmung ins Thema erklang das Lied „So oft ich meine Tobacks-Pfeife" von Johann Sebastian Bach.

Die musikalischen Tafelkonfekturen wurden von einem geneigten Liebhaber, Herrn Conferencier Erwin Kess, in seinem barocken Gewand gekonnt umrahmt. Schon bei seinem ersten Auftritt überraschte er die Gäste, indem er allen anwesenden Frauen eine Rose verehrte. Durch humorvolle Erläuterungen führte er in die Welt des 18. Jahrhunderts ein.

Erläuterungen zum ProgrammDanach folgten zwei Schlagarien von Valentin Rathgeber, die ihren Namen dem Umstand verdanken, dass zur damaligen Zeit die Tasteninstrumente geschlagen worden sind. Die Orgel hingegen wurde nicht nur geschlagen, sondern auch getreten, nämlich von dem Calcanten, dem Blasebalgtreter. Im Anschluß wurde das aus dem Tafelconfect Rathgebers bekannte Lied „Alleweil ein wenig lustig" vorgetragen, das unter anderem auch die Vorzüge des Tabaks rühmt.

Die anschließende Sonata Quinta in B-Dur von Platti verdankte sich dem Umstand, dass der Dienstherr von Platti, Fürstbischof von Schönborn, begeisterter Cellist gewesen war. Diese Komposition wurde aus der Originalhandschrift gespielt.

Erwin Kess erzählte nun schließlich die Lebensgeschichte Rathgebers, der mit dem Gebäude, in dem dieses Konzert stattfand, sehr verbunden war. Das Lied „Ueber die Beschwerden dieses Lebens" aus der Oper „Der kleine Matrose" des Franzosen Pierre Gaveaux führte wieder zurück zum Thema „Rauch".

Raucherabbildung aus dem Ersten Deutschen TabakpfeifenmuseumDanach folgten zwei Arien für das Klavier von Georg Anton Hieronymus Felix Gass, der am 8. August 1715 in Bad Neustadt/Saale geboren wurde, dem Augustinerorden beitrat und als Organist im schweizerischen Fribourg und in Freiburg im Breisgau beschäftigt war. Er starb am 20. Februar 1752. Die einzige bislang von ihm erhaltene Sammlung "David ludens ad Arcam Dei" ist bereits in der Zeit um 1730 erschienen, also gut 10 Jahre vor den Schlagarien Rathgebers. Die Arien von Felix Gass wirken auf den ersten Blick melodisch und harmonisch ungewöhnlich für diese Stilepoche. Darin liegt aber gerade der besondere Reiz dieser Sammlung.

Nun hatte Herr Kess wiederum seinen großen Auftritt, als er verschiedene Moden der Tabakkultur des 18. Jahrhunderts erklären konnte. Vor allem der Schnupftabak war zu dieser Zeit sehr beliebt gewesen. Danach folgte das Lied „Mein Pfeifchen". Vermutlich entstand der Text von einem unbekannten Dichter in der letzten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Mit der „Sinfonia in F" des viel zu früh verstorbenen Wunderkindes Giovanni Battista Pergolesi, die sich in die vier Sätze Comodo, Allegro cantabile, Adagio und Presto gliedert, wurde das Konzert beschlossen, zu dem zahlreiche Gäste und namhafte Prominenz erschienen sind. Das Publikum dankte den Darbietungen der Musizierenden mit reichlichem Beifall. Als Zugabe wählte man das Lied aus dem Tafelconfect „Rauchtaback ist mein Vergnügen" von Valentin Rathgeber. Danach bestand noch die Möglichkeit zu einem Umtrunk und zu Gesprächen mit den Akteuren. Damit klang ein bislang einzigartiges informatives, aber auch unterhaltsames Gesprächskonzert aus, von dem man sich gerne eine Wiederholung wünscht.

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